Lohnt sich ein Firmenwagen noch?

Ein Dienstwagen ist oft ein verlockendes Angebot von Arbeitgebern, doch lohnt sich diese Option tatsächlich noch in der heutigen Zeit? Die Regelungen rund um die private Nutzung und Versteuerung des Firmenwagens werfen immer wieder Fragen auf. Und die Nachhaltigkeit ist beim Firmenwagen mehr als fraglich, bedenkt man insbesondere, dass die Fahrzeuge immer größer und damit klimaschädlicher werden. Fakt ist: Mitarbeitende haben mittlerweile steuerlich ebenfalls attraktive Alternativen zum Dienstwagen.

Wir analysieren die Vor- und Nachteile und geben Einblick in die Kosten. Werfen wir gemeinsam einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen und Entscheidungen im Bereich der Dienstwagen-Nutzung.

Inhalt

  1. Intro: Ist ein Firmenwagen noch zeitgemäß?
  2. Firmenwagen aus Sicht der Arbeitgebenden
  3. Firmenwagen aus Sicht der Arbeitnehmenden
  4. Dienstwagen und Nachhaltigkeit
  5. Alternativen zum Firmenwagen: Neue Mobilitätskonzepte im Trend

Intro: Ist ein Firmenwagen noch zeitgemäß?

Ein Dienstwagen war lange Zeit ein Statussymbol und steuerlicher Vorteil für viele Arbeitnehmende. Doch in Zeiten von zunehmendem Umweltbewusstsein und Wunsch nach mehr Flexibilität stellt sich die Frage: Ist die Nutzung eines Firmenfahrzeugs heute noch zeitgemäß?

Die steuerlichen Vorteile, wie die günstige Versteuerung des geldwerten Vorteils, das von vielen genannte Dienstwagen-Privileg, sind zweifellos attraktiv. Doch die Auswirkungen auf das Klima und Umwelt durch CO2-Emissionen, Ressourcen- und Platzverbrauch müssen ebenfalls berücksichtigt werden.

Auch der soziale Status, den ein Dienstwagen vermittelt, steht auf dem Prüfstand - ist er noch relevant oder eher überholt? In einer Zeit neuer Mobilitätskonzepte sollten Unternehmen Mobilität neu denken und Alternativen zum klassischen Firmenwagen in Betracht ziehen.

Firmenwagen aus Sicht der Arbeitgebenden

Anschaffungs- und Unterhaltskosten

Grundsätzlich haben Unternehmen mit einem Dienstwagen erst einmal Kosten für die Anschaffung. Zudem fallen weitere Kosten an, die Arbeitgeber übernehmen müssen: Abschreibungen, Finanzierungskosten, Kfz-Steuern, Reparaturen und andere variable Kosten. Diese Kosten belasten das Unternehmen nicht einmalig, sondern dauerhaft. 

Senkung des Bruttogehalts und steuerliche Erleichterungen

Doch die einmalige Anschaffung des Dienstwagens kann günstiger sein als eine dauerhafte Erhöhung des Bruttolohns. Für Arbeitgeber ist das Anbieten eines Dienstwagens mit privater Nutzung attraktiv, da er das Bruttogehalt der Mitarbeitenden inklusive Lohnnebenkosten in Höhe des geldwerten Vorteils senken kann. Arbeitgeber bekommen beim Kauf eines Neuwagens zudem die Umsatzsteuer zurück und haben die Möglichkeit, die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten für den Kauf des Autos als Betriebsausgaben abzuschreiben. Aus finanzieller Sicht ist die Anschaffung eines Dienstwagens für viele Firmen daher günstiger als eine vergleichbare Gehaltserhöhung.

Mitarbeiterbindung und -gewinnung

Ein Dienstwagen wird in vielen Branchen noch als ein Mitarbeiterbenefit wahrgenommen,  der im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte das entscheidende Kriterium für die Wahl des Arbeitgebers sein kann. Mittlerweile gibt es hier jedoch auch zahlreiche alternative Angebote, die deutlich besser wirken und für eine breitere Masse an Beschäftigten interessant sein kann. 

Firmenwagen aus Sicht der Arbeitnehmenden

Arbeitsaufwand und Steuern

Auch wenn sie sich über dieses Mitarbeiterbenefit freuen, Arbeitnehmende haben in der Regel mit einem Dienstwagen mehr Aufwand. Denn bei einer privaten Nutzung des Fahrzeugs handelt es sich um einen geldwerten Vorteil, den Arbeitnehmende versteuern müssen. Das gilt auch dann, wenn der Dienstwagen ausschließlich beruflich genutzt wird, der Arbeitgeber aber generell die private Nutzung erlaubt.

Arbeitnehmende können den geldwerten Vorteil eines Firmenwagens entweder über die 1-Prozent-Regel oder über das Fahrtenbuch versteuern. Dabei gilt: Je niedriger der Anteil der privaten Fahrten und je günstiger der Dienstwagen, desto geringer fällt die Steuerbelastung für Beschäftigte aus.

Dennoch: Für einen Mittelklassewagen für 40.000 Euro und einen mittleren Arbeitsweg von 10 bis 25 km erhöht sich das Monatsgehalt schnell um 600 Euro brutto, wofür Lohnsteuer und Sozialabgaben fällig werden. 

Übernahme der Unterhaltskosten

Ein großer Vorteil des Firmenwagens liegt darin, dass der Arbeitgeber die Kosten für die Anschaffung sowie üblicherweise die laufenden Kosten wie Reparaturen, Inspektionen, Sommer- und Winterreifen, TÜV- und Abgasprüfung und oft auch Kraftstoff übernimmt. 

Werden die Kosten für einen Dienstwagen mit dem Wertverlust nach der Anschaffung eines privaten Neuwagens verglichen, dann hätte dieser schon nach vier Jahren einen Wertverlust von etwa 50 Prozent. Bei einem Fahrzeug mit einem Wert von 40.000 Euro wären es bereits 20.000 Euro Verlust, was knapp 420 Euro im Monat entspricht. 

Häufigkeit der Nutzung

Ein entscheidender Faktor, ob sich ein Firmenwagen für Mitarbeitende lohnt, ist, wie häufig er dienstlich und privat genutzt wird. Nutzen Mitarbeitende den Firmenwagen wenig, was gerade in Zeiten von Homeoffice passieren kann, rentiert er sich insbesondere bei der 1-Prozent-Regelung kaum, da die Kostenvorteile nicht ausgeschöpft werden. 

Dienstwagen und Nachhaltigkeit

In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Klimaschutz, der Umgang mit Verkehr und Mobilität sowie der demografische Wandel allgegenwärtig sind, müssen sich auch Firmen den damit verbundenen Herausforderungen stellen. Bezogen auf Mitarbeiterbindung und Mobilität rückt das auch die Frage nach den Umweltauswirkungen von Dienstwagen verstärkt in den Mittelpunkt. 

Viele Unternehmen stellen bereits fest, dass der Besitz eines eigenen Autos oder gar eines Dienstwagens nicht mehr zwingend die gleiche Priorität wie vor 10 oder 20 Jahren genießt. Dies gilt vor allem für Mitarbeitende in den Großstädten. Der Dienstwagen als Statussymbol spielt für sie immer weniger eine Rolle. Das zeigt auch eine aktuelle Studie von SAP Concur unter deutschen Mitarbeitenden: 35% geben an, dass sie auf einen Dienstwagen verzichten und stattdessen ein Car-Sharing-Angebot ihres Arbeitgebers willkommen heißen würden. 

Nachhaltige Fortbewegung und Flexibilität rücken bei der Wahl der Verkehrsmittel demnach in den Fokus. Dieser Trend wirkt sich nicht nur positiv auf die CO2-Bilanz von Unternehmen aus, sondern macht sich auch finanziell bemerkbar. Dienstwagen haben aktuell durchschnittliche Listenpreise von 50.000 Euro pro Fahrzeug und entsprechende Leasingraten. Zwar beträgt der Anteil von gekauften dienstlichen Fahrzeugen heute noch 40 Prozent, als reines Tool zur Mitarbeiterbindung ist das bei den aktuellen Preisen allerdings ein kostspieliges Investment.

Nicht zuletzt kostet das sogenannte Dienstwagen-Privileg - Firmen können Steuern als Betriebsausgaben absetzen und die Dienstwagen-Nutzer:innen erhalten Steuererleichterungen - den Staat jährlich Milliarden und torpediert Klimaschutz und Verkehrswende.

Alternativen zum klassischen Firmenwagen: Neue Mobilitätskonzepte im Trend

Im Werben um Fachkräfte haben viele Firmen bereits damit begonnen, sich nach alternativen Mitarbeiterbenefits umzuschauen. Gut qualifizierte Mitarbeitende verlangen mittlerweile neben der Work-Life-Balance mehr Flexibilität hinsichtlich des Arbeitsortes und der Arbeitszeit sowie smarte Tools und Benefits, die ihnen den Arbeitsalltag erleichtern.

 

Angesichts sich rasch verändernder Rahmenbedingungen müssen Arbeitgeber sich zunehmend offen zeigen gegenüber Nachhaltigkeitsthemen und damit verbunden wird auch nachhaltige Mobilität immer wichtiger. Vor allem die jüngere Generation setzt sich zunehmend für den Klimaschutz ein und wünscht sich mehr Alternativen zum Dienstwagen. In Großstädten ist ein Auto zudem dank gut ausgebauten ÖPNV-Verbindungen oder Radwegen auch gar nicht mehr notwendig und bringt nur Frust und Ärger bei der Parkplatzsuche mit sich. Mitarbeitende wünschen sich immer öfter von ihrem Arbeitgeber, dass dieser in seinem Mobilitätskonzept nachhaltige Alternativen wie Carsharing, Jobticket, E-Bikes oder Diensträder berücksichtigt. Eine Lösung, die alle diese Angebote vereinen kann und mit der Mitarbeitende selber flexibel entscheiden können, welche Mobilität sie nutzen, ist ein flexibles Mobilitätsbudget.

Stefan Wendering
Stefan ist Freelance Autor und Redakteur bei NAVIT. Zuvor arbeitete er bereits für Start-ups und im Mobilitätskosmos. Er ist ein Experte für urbane und nachhaltige Mobilität, Mitarbeiter-Benefits und New Work. Neben Blog-Inhalten erstellt er auch Marketingmaterialien, Taglines & Content für Websites und Fallstudien.