Wie Arbeitgebende dem Fachkräftemangel begegnen können

Für Unternehmen in Deutschland gestaltet es sich immer schwieriger, neue Mitarbeitende zu finden. Tatsächlich ist in manchen Branchen der Mangel an Fachkräften schon so gravierend, dass er sich zu einem wirtschaftlich limitierenden Faktor entwickelt hat. Beispielsweise blieben im IT-Bereich zuletzt laut Branchenverband Bitkom 137.000 Stellen unbesetzt.

Der Fachkräftemangel ist zu einem der drängendsten Probleme auf dem Arbeitsmarkt geworden. In vielen Branchen und Regionen kämpfen Unternehmen um die begrenzte Anzahl qualifizierter Fachkräfte. Dieser Wettbewerb um die besten Talente wird oft als "War for Talent" bezeichnet, und er erfordert innovative Ansätze, um Mitarbeitende anzuziehen und zu halten.

Eines der wichtigsten Instrumente in der Toolbox der Personalabteilungen, nicht nur um Mitarbeitende anzulocken, sondern auch um sie längerfristig zu halten, sind Mitarbeiterbenefits. Unternehmen, die großzügige Benefits anbieten, können sich zum einen im Recruiting als attraktive Arbeitgeber positionieren, aber vor allem damit die Mitarbeiterbindung stärken. Dies wiederum führt zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität.

Doch es scheint so, dass viele Unternehmen die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden nicht gut genug kennen. Viele Maßnahmen für bessere Mitarbeiterbindung schießen oft am Ziel vorbei. 

Benefits-Report zeigt: Angebotene Mitarbeiterbenefits werden nicht genutzt

Zu diesem Schluss kommt der aktuelle Benefits-Report von Circula. Die Ergebnisse der Umfrage unter 1.000 Mitarbeitenden und 250 Personalverantwortlichen zeigen, dass zwar eine deutliche Mehrheit der Arbeitnehmenden Benefits bekommt, diese Benefits jedoch zu wenig abgerufen werden. So erhalten 86 Prozent der Arbeitnehmenden Benefits von ihren Unternehmen, doch nur 48 Prozent verwenden diese auch regelmäßig. 11 Prozent der Befragten gaben sogar an, die angebotenen Benefits nicht zu nutzen, da der Zugang dazu zu umständlich ist oder diese nicht zu ihrer aktuellen Lebenssituation passen. Weitere neun Prozent wissen gar nicht, welche Benefits in ihrem Unternehmen angeboten werden.

Gefragt nach den beliebtesten Benefits, sprechen sich laut Umfrage 40 Prozent der Arbeitnehmenden für Mobilitätszuschüsse aus, gefolgt von flexiblen Arbeitsformen (36 Prozent) und Benefits rund um die Altersvorsorge (33 Prozent). 

Ein weiteres Ergebnis der Studie: 63 Prozent der HR-Verantwortlichen finden, dass erhöhte Fluktuation und fehlende Mitarbeterbindung aktuell das Unternehmen belasten. Es zeigt sich, dass die wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre auf dem Arbeitsmarkt deutliche Spuren hinterlassen haben. So haben Mitarbeitende, bedingt durch Inflation und die Etablierung von New Work und hybrider Arbeitsformen, gestiegene Erwartungen an ihren Arbeitgeber. Neben einer besseren Vergütung fordern sie vor allem mehr Wertschätzung, Individualität und Flexibilität als früher. Zudem steigt die Zahl der Arbeitnehmenden, die bei der Jobauswahl einen größeren Wert auf die Nachhaltigkeit eines Unternehmens legt. Gerade bei jüngeren Menschen ist dieses Bewusstsein besonders ausgeprägt.

Mit Mobilitätsbenefits die Mitarbeitenden errreichen

Nicht zuletzt hier setzen Mobilitätsbenefits an: Möchte sich ein Unternehmen als besonders nachhaltig oder umweltfreundlich positionieren, kann es E-Bikes (zum Beispiel über ein vorteilhaftes Dienstrad-Leasing) oder E-Autos (zum Beispiel über ein flexibles Auto Abo) als Mobilitätsoptionen zur Verfügung stellen. Ein Dienstrad-Angebot fördert zudem die Gesundheit der Mitarbeitenden, was sich positiv auf die Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität auswirkt.

Auch der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeitmodellen und -orten lässt sich relativ leicht umsetzen, indem Unternehmen weiterhin die Arbeit im Homeoffice oder hybrides Arbeiten ermöglichen oder eine Vier-Tage-Woche anbieten. Die ersten ausländischen Pilotprojekte zur Vier-Tage-Woche haben gezeigt, dass diese Arbeitszeitmodell nicht nur positiv aufgenommen wird, sondern das Unternehmen bei Arbeitnehmenden moderner und attraktiver macht.

Mobilitätsbudget als innovatives Angebot

Ein besonders innovatives und zukunftsorientiertes Mitarbeiterbenefit, dass insbesondere auf neue flexible Arbeitsmodelle eingeht, ist das Mobilitätsbenefit. Dieses Angebot - als monatliches Mobilitätsbudget - bietet den Mitarbeitenden eine Vielzahl von Möglichkeiten, um ihren Arbeitsweg und ihre privaten Fahrten flexibler und bequemer zu gestalten. Für Arbeitnehmende, aber auch Arbeitgebende, sind damit einige Vorteile verbunden.

Ein Mobilitätsbudget kann durch seine Flexibilität und sein unlimitiertes Angebot die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, das Fahrradfahren oder das Carsharing fördern. Dies unterstützt nicht nur die Umwelt, sondern kann auch dazu beitragen, den Verkehr in Ballungsgebieten zu entlasten. Denn lange und zeitraubende Pendelwege sind für viele Mitarbeitende belastend. Ein Mobilitätsbenefit geht gezielter auf die Nutzung von Homeoffice-Optionen oder flexible Arbeitszeiten ein. Es hilft somit den Stress zu reduzieren und die Work-Life-Balance zu verbessern, was sich schließlich auf die Mitarbeiterbindung auszahlt.

Insbesondere jüngere Generationen legen Wert auf umweltfreundliche und flexible Mobilitätswahl und Arbeitswege. Ein Mobilitätsbenefit kann Unternehmen für Millennials und Gen Zer attraktiver machen. Im Recruiting kann das der Big Point sein. Nicht zuletzt bedeutet ein Mobilitätszuschuss für Mitarbeitende, dass sie ihre persönlichen Kosten senken können und damit finanziell entlastet werden.

Die Implementierung eines Mobilitätsbenefits

Wie der Circula-Report gezeigt hat, ist ein Mobilitätszuschuss das beliebteste Benefit, welches sich Mitarbeitende von ihren Arbeitgebern wünschen. Unternehmen sollten ihren Mitarbeitenden zuhören und auf sie eingehen, denn wie bereits beschrieben, bringt ein Mobilitätsbenefit einige Vorteile mit sich. Nichtsdestotrotz scheint für viele Unternehmen die Umsetzung eines Mobilitätsbenefits im Unternehmen (noch) vor große Herausforderungen zu stellen, da es für viele Firmen Neuland zu sein scheint. Es erfordert eine gründliche Planung und Koordination. Tatsächlich kann ein Mobilitätsbudget aber in wenigen Schritten erfolgreich umgesetzt werden.

Zunächst sollte eine umfassende Analyse durchgeführt werden, um die spezifischen Bedürfnisse der Mitarbeitenden in Bezug auf Mobilität zu verstehen. Dies kann durch Umfragen oder Gespräche mit den Mitarbeitenden erfolgen. Basierend auf den Erkenntnissen aus der Bedarfsanalyse kann ein maßgeschneidertes Mobilitätsbenefit-Programm entwickelt werden. Dies kann ÖPNV-Zuschüsse, ein Mobilitätsbudget, flexible Arbeitszeitmodelle und vieles mehr umfassen.

Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg von Mitarbeiterbenefits: Es genügt nicht, sie nur anzubieten. Die Aufgabe der HR-Verantwortlichen ist es vielmehr, sie aktiv zu verbreiten und unkompliziert zugänglich zu machen, damit sie angenommen und genutzt werden. Das heißt: Die Einführung des Mobilitätsbenefits sollte den Mitarbeitenden transparent und verständlich kommuniziert werden. Dies kann in Form von Mitarbeitermeetings, Handbüchern oder Intranet-Informationen erfolgen. Nach der Einführung des Mobilitätsbenefits ist es wichtig, die Wirksamkeit des Programms zu überwachen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen, um sicherzustellen, dass es den Bedürfnissen der Mitarbeitenden entspricht.

Fazit

Der Fachkräftemangel erfordert von Unternehmen innovative Lösungen, um Mitarbeitende anzulocken und zu binden. Ein Mobilitätsbenefit wie ein Mobilitätsbudget kann ein wirkungsvolles Werkzeug sein, um die Attraktivität eines Arbeitgebers zu steigern, die Mitarbeiterbindung zu stärken und die Anforderungen der modernen Arbeitswelt zu erfüllen. Unternehmen, die bereit sind, in Mobilitätsbenefits zu investieren, können sich einen Wettbewerbsvorteil sichern und gleichzeitig einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten.

In der heutigen Zeit des "War for Talent" kann ein Mobilitätsbenefit der Schlüssel zum Erfolg sein, um die besten Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.

Stefan Wendering
Stefan ist Freelance Autor und Redakteur bei NAVIT. Zuvor arbeitete er bereits für Start-ups und im Mobilitätskosmos. Er ist ein Experte für urbane und nachhaltige Mobilität, Mitarbeiter-Benefits und New Work. Neben Blog-Inhalten erstellt er auch Marketingmaterialien, Taglines & Content für Websites und Fallstudien.